Unser Weg ins Kloster

Sr. Ermelinde Maissen
22.01.1946
Sr. Ermelinde (früher Margrita, links im Bild)
Sr. Armina (früher Eucaria, rechts im Bild)
Unzertrennlich waren wir in der Kinder- Schul- und Jugendzeit. Und doch wussten wir nichts voneinander über unsere Pläne, ins Kloster zu gehen, bis wir, – fest dazu entschlossen -, es einander anvertraut haben. Vielleicht spürte jede ein bisschen Bedenken, es der anderen mitzuteilen, wäre doch ein Abschied voneinander die Folge. Dass die Mutter darüber Freude haben würde, (der Vater war schon gestorben) davon waren wir wohl beide überzeugt.
Sr. Armina: Aber, wie wird wohl Margrita auf mein Vorhaben reagieren? Das war meine Sorge und umgekehrt scheinbar auch!
Sr. Ermelinde: Ja, für mich war es ganz klar, mein Geheimnis verrate ich zuallererst Eucaria. Sie soll es als Erste wissen und das Schönste wäre für mich, sie würde auch mitkommen, sie gehört ja so fest zu meinem Leben. So trug jede für sich ihr GeheiSr. Armina: Sr. Ermelinde ist fast zwei Jahre älter als ich. Mit neunzehn Jahren schien für sie der Zeitpunkt gekommen, mir das Geheimnis preiszugeben. Wir gingen zusammen in die Maiandacht. Ich merkte gleich, dass sie mit mir auf dem Weg über etwas Spezielles sprechen wollte. Und ich glaube, sie brauchte etwas Mut, denn ohne lange um den Brei herum zu reden, sagte sie mir in einem Satz: „Ich gehe ins Kloster nach Ilanz“! „Oh je, das will ich ja auch“, und nachdenklich stotterte ich fast traurig: „Jjjjja, dazu habe ich mich auch schon fest entschlossen, aber können wir beide als die zwei Jüngsten jetzt einfach von daheim so weggehen?“. Wir waren nämlich die letzten von 12 Mädchen, die noch eine Entscheidung für das Leben zu treffen hatten. Acht unserer Schwestern waren bereits verheiratet und ihrer zwei waren schon im Kloster. Für Margrita war das kein grosses Problem. Sie bemerkte dazu: „Warum auch nicht, wenn wir heiraten würden, gingen wir auch weg“. Das musste auch ich einsehen. Dass wir miteinander am gleichen Tag ins Kloster eintreten wollten, stand deshalb schon an diesem Abend fest. Weil ich aber noch recht jung war, wählten wir folgenden Kompromiss: Margrita werde etwas später gehen, als sie geplant hatte und ich etwas früher, als vorgesehen.mnis im Herzen.
Geboren und aufgewachsen sind wir auf einem Bauernhof in Siltginas, oberhalb von Sumvitg GR. Von unseren Eltern bekamen wir ein gutes religiöses Fundament und darauf haben wir weiter gebaut.
Sr. Armina: Als Kind las ich gerne Heiligengeschichten: „Theresia vom Kinde Jesu, Pfarrer von Ars, Bruder Klaus…“ um einige davon zu nennen. Ich ging auch schon als Kind gerne in die Kirche. Es war mir nie langweilig. Und ich bin überzeugt, der Keim meiner Berufung fing auch in der Pfarrkirche an, aufzugehen. Denn bei einer Karfreitagsliturgie, ich war vielleicht 13 jährig, spürte ich in mir auf einmal eine grosse Sehnsucht – heute sage ich, Sehnsucht nach Gott – als der Chor das Lied „Aulza l’egliada sil cuolm dil Calvari“ (Hebe deine Augen auf zum Kalvarienberg) sang. Ich habe es nachher nie mehr gehört und doch klingt der erste Satz dieses Liedes heute nach 40 Jahren noch in meinen Ohren nach. Der Keim meiner Berufung brauchte aber immer wieder Nahrung, denn auch die Möglichkeit, eine engere Freundschaft einzugehen und zu heiraten, lag mir nicht fern. Und kaum hatte ich mein JA zum Eintritt ins Kloster gesagt, begann ich unter Heimweh zu leiden, wie noch nie. Das alles waren wohl Prüfungen.
Denn ich konnte Pläne machen wie ich wollte, der Gedanke, – ich gehe ja doch ins Kloster – tauchte bei jeder Gelegenheit in mir auf und trat in den Vordergrund wie auf einem Bildschirm.
Sr. Ermelinde: Ich erinnere mich an unsere drittälteste Schwester, Elisabeth. Sie ist Damen- und Herrenschneiderin. Nebst für ihre Kunden nähte sie viel für uns. Sie machte neue Kleider, schneiderte aber auch aus alten ganz hübsche Sachen. Das faszinierte mich sehr und ich sass ihr zu Füssen und schaute ihr zu, wie Maria Jesus zu Füssen sass und IHM zuhörte. (Das kam mir später zugute). Auch ich nähte aus Stoffresten Kleidchen für meine Puppen. Das machte meiner Schwester Spass und sie sagte, du gibst sicher einmal eine gute Näherin! Auch ich las gerne fromme Geschichten aus Kalendern und Zeitschriften. Ganz besonders aber hatte ich ein Auge auf die Schriften, die aus dem Kloster Ilanz kamen, wie z. B. „der Apostel.“ Und plötzlich spürte ich in mir eine grosse Liebe zum hl. Dominikus. Wir besassen auch im Hause eine grosse hl. Schrift. Ich nahm diese stillschweigend zu mir ins Schlafzimmer und las jeden Abend darin. Heute merke ich auch, dass mein Zimmer schon damals eine halbe Klausur war, denn niemand durfte es betreten ohne mein Wissen. Das Lesen in der hl. Schrift gab mir viel Kraft, weckte und stärkte in mir den Wunsch, Gott mein Leben zu weihen, – also, einmal ins Kloster zu gehen. Und wenn ins Kloster, dann ganz sicher nach Ilanz! Nicht zu weit weg, das war mir wichtig, denn ich wollte in der Heimat bleiben und wirken. Dann kamen aber auch schon Versuchungen, die meine Gedanken dahin fixierten: Könnte es eine Beeinflussung sein, da wir schon zwei Schwestern, zwei Tanten und eine Cousine im Kloster Ilanz haben? So versuchte ich meine Klostergedanken zu ignorieren und sagte immer wieder laut vor mich hin: „ Herr Gott, es gibt noch genug andere Mädchen, die Dir nachfolgen können, warum gerade ich?“. Ich änderte auch meine Kleider ab nach der damaligen Mode (Mini) zum Ärger der Mutter und bat sie herzlich aber doch provozierend, mir dabei zu helfen. Wir „stritten friedlich“ und meine Mutter pflegte zu sagen: Ich weiss nicht, was je einmal aus Dir wird, aber eines weiss ich, ins Kloster gehst Du nie! Könnt Ihr euch vorstellen, wie ich mich im Stillen darüber amüsierte? Je mehr ich meine Klostergedanken auslöschen wollte, desto kräftiger zeigten sie sich wieder, bis ich schlussendlich kapitulierte und Gott mein „Ja“ gab!
Heute, wenn man uns beide fragt, warum wir ins Kloster gegangen sind, möchten wir es so definieren: Nicht wegen der Gemeinschaft an sich, diese hätten wir daheim gehabt. Wir wollten unser Glaubensleben vertiefen, indem wir uns mehr an Christus binden und unsere Zukunft in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten teilen und leben. Denn wir spürten, dass darin eine grosse Kraft liegen muss.
Sr. Ermelinde Maissen und Sr. Armina Maissen
Ilanz, im Jahr der Berufung, 2016
- Sr. Agatha Strassmair
- Sr. Annemarie Müller
- Sr. Columba Stevens
- Sr. Erwina Flammer
- Sr. Euthymia Bigger
- Sr. Fides Lai
- Sr. Geresina Candinas
- Sr. Helene Weggemann
- Sr. Ida Fassbind
- Sr. Jacinta Fatima de Souza
- Sr. Johanna Lin Yüa Yin
- Sr. Kunigunde Heuvelmann
- Sr. Leni de Paula
- Sr. Madlen Büttler
- Sr. Ermelinde Maissen
- Sr. Armina Maissen
- Sr. Mathilde Müller
- Sr. Monika Chan
- Sr. Ulrica Flury