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Mein Weg ins Kloster

Sr. Mad­len Büttler
18.10.1951

Zwei Wochen bevor ich ins Klo­ster ein­ge­tre­ten bin, schrieb mir Mut­ti in einem Brief nach Diels­dorf, wo ich vor dem Klo­ster­ein­tritt mei­ne Woh­nung auf­lö­ste: „Heu­te will ich Dir schrei­ben, was mich all die­se Jah­re beglei­tet hat. Am 17. Okto­ber 1951, am Abend um 18.OO Uhr, hat­te Dein Vater einen schwe­ren Unfall mit sei­nem gros­sen Motor­fahr­rad. Er lag lebens­be­droh­lich ver­letzt im Spi­tal und es war gera­de der Ter­min für Dei­ne Geburt. Zwölf Stun­den spä­ter kamst Du zur Welt. Du warst das fünf­te Kind. Du kannst Dir vor­stel­len, wie schwer die­se Lebens­si­tua­ti­on für Vati, für Dich aber auch für mich und dei­ne Geschwi­ster war. So bete­te ich zu Gott, dass er Vati hei­le und ver­sprach zugleich, das neu­ge­bo­re­ne Kind, – also Dich, – spä­ter für das Ordens­le­ben frei zu geben, wenn es sein Wil­le sei.“ Das hat mir Mut­ti mit­ge­teilt, 14 Tage bevor ich am 16. Novem­ber 1974 ins Klo­ster Ilanz ein­ge­tre­ten bin.
Die­se Zei­len haben mich sehr berührt und ich spür­te eine gros­se Dank­bar­keit, dass Mut­ti mir die­ses Geheim­nis nicht frü­her ver­ra­ten hat­te. So war es mei­ne ganz per­sön­li­che Ent­schei­dung, ein­mal ins Klo­ster zu gehen. Ich hat­te schein­bar einen beson­de­ren Zug zum Domi­ni­ka­ner-Pre­di­ger­or­den. Als Kin­der spiel­ten wir oft hl. Mes­se zu Hau­se, jedoch waren es nicht nur die Brü­der, die den Pfar­rer sein woll­ten, son­dern auch ich. 
Der Stu­ben­tisch war die Kan­zel. Ich erin­ne­re mich gut, wie ich auf dem Tisch stand und pre­dig­te. Bei einer Pri­miz­fei­er im Jahr 1963 spür­te ich das erste Mal den inne­ren Ruf, in einen Orden ein­zu­tre­ten. Als ich es mei­ner Mut­ter sag­te, war sie nicht abge­neigt, aber sie sag­te: „Das hat noch Zeit!“ Ich woll­te näm­lich unbe­dingt schon mit 17 Jah­ren ins Klo­ster gehen.
Durch einen Besuch im Klo­ster Ilanz mit der Blau­ring­grup­pe wur­den die ersten Kon­tak­te geknüpft. Ich war aber noch zu jung für einen Klo­ster­ein­tritt und so arbei­te­te ich vor­erst ein Jahr im Spi­tal Ilanz als Office­mäd­chen. Nach die­sem Jahr hät­te ich, wie mit der Gene­ral­prio­rin der Ilanzer Domi­ni­ka­ne­rin­nen ver­ein­bart, dort ein­tre­ten kön­nen. Zu Hau­se aber herrsch­ten gemisch­te Gefüh­le und der Vater zeig­te mit Recht kei­ne gros­se Freu­de an die­sem Plan. Und so füg­ten es die Umstän­de, dass ich noch­mals nach Hau­se ging und nicht ins Klo­ster ein­trat. Und das war gut so.

Eini­ge Jah­re danach woll­te ich nichts mehr wis­sen von Klo­ster­le­ben. Ich war ganz aktiv in der CAJ (Christ­li­che Arbei­ter Jugend), lei­te­te ver­schie­de­ne Jugend­grup­pen. Ich lern­te einen Freund ken­nen, der sein Eltern­haus aus­bau­te, in der festen Annah­me, dass ich ihn hei­ra­ten wer­de. Doch die inne­re Stim­me der Beru­fung zum Ordens­le­ben mel­de­te sich immer wie­der. Ich ging nach Uster in die Kran­ken­pfle­ge­schu­le und gewann aufs Neue Zeit, die­se Stim­me zu ver­dän­gen, was mir auch eine Zeit­lang gelang. Aber bevor die Aus­bil­dung fer­tig war, spür­te ich den gött­li­chen Ruf wie­der ganz inten­siv. So stell­te ich mich die­sem Anruf und mel­de­te mich für ein paar Tage in Ilanz zu Besuch an. Als ich anfangs Dezem­ber 1973 dort aus dem Zug stieg, wuss­te ich ganz genau – da gehö­re ich hin – da ist mei­ne Lebens­auf­ga­be und mein Zuhau­se. Gemäss dem Vor­schlag der Gene­ral­prio­rin habe ich das Arbeits­jahr in Diels­dorf abge­schlos­sen und bin dann im Novem­ber 1974 in die Gemein­schaft der  Ilanzer Domi­ni­ka­ne­rin­nen ein­ge­tre­ten. 
Mei­nem erlern­ten Beruf ent­spre­chend wur­de ich ein­ge­setzt und mein Novi­zi­ats­prak­ti­kum absol­vier­te ich 1977 in Salz­burg im ordens­ei­ge­nen Alten-und Pfle­ge­heim, wo ich auch jetzt bin. Das Gemein­schafts­le­ben ist kei­ne leich­te Her­aus­for­de­rung. Sie ist  ande­rer­seits aber eine gros­se Kraft­quel­le, die genährt wird durch das täg­li­che Fei­ern der Lit­ur­gie des Chor­ge­be­tes und der Eucha­ri­stie. Durch das Gebets- und Gemein­schafts­le­ben und in mei­ner bestimm­ten Auf­ga­be im Auf­trag der Kon­gre­ga­ti­on und der Kir­che, kann ich mit viel Freu­de und Dank­bar­keit mei­ne Beru­fung verwirklichen.

Sr. Mad­len Büttler

Ilanz, im Jahr der Beru­fung, 2016