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Rainer Maria Rilke

Ich lebe mein Leben in wach­sen­den Rin­gen,
die sich über die Din­ge ziehn.
Ich wer­de den letz­ten wohl nicht voll­brin­gen
aber ver­su­chen will ich ihn.

Rai­ner Maria Ril­ke, 1875–1926

Wir alle leben unser Leben in wach­sen­den Rin­gen. Es sind unse­re Lebens­er­fah­run­gen, es sind unse­re Hochs und Tiefs, Freu­den­ta­ge und Trauertage.

An einem gefäll­ten Baum kön­nen wir die Jah­res­rin­ge bestau­nen, die hel­len und die dunk­len Rin­ge. Sie erzäh­len uns von den Hochs und Tiefs, von Sturm und guten Zei­ten, die der Baum in den vie­len Jah­ren in der Natur erlebt hat.

Was ler­nen wir vom Baum mit sei­nen Jahresringen?

Die dunk­len Rin­ge im Baum­stamm wach­sen in den kal­ten und stür­mi­schen Zei­ten im Win­ter, wäh­rend der Früh­lings-und Herbst­stür­me. Sie stär­ken den Baum im Wach­sen und Tra­gen der Baum­kro­ne und den Früch­ten, was auch immer ein jeder Baum zu tra­gen hat. Die hel­len Rin­ge sind wei­che Rin­ge. Sie wach­sen in der Stil­le, in den ruhi­gen Zei­ten des Jah­res, in den Sommer-monaten.

Sie sind ver­ant­wort­lich, dass der Baum beweg­lich ist und in stür­mi­schen Zei­ten nicht zerbricht.

Was ler­nen wir von die­sen hel­len und har­ten Ringen?

Bei­de sind not­wen­dig, um stand­zu­hal­ten, um zu wachsen.

Suchen und schen­ken wir uns immer wie­der stil­le Zei­ten, damit wir unse­re Lebens­stür­me bestehen kön­nen, um unse­re Lebens­be­ru­fung zu ver­wirk­li­chen. Wer­den wir nicht müde, die Lebens­rin­ge zu leben, auch wenn wir den letz­ten nicht voll­brin­gen kön­nen, weil Gott ihn sel­ber vollendet.

Sr. Mad­len Büttler

25.05.2017