Doch was heisst Ostern?
Frühling, Leben und Auferstehen würde ich sagen. Andere hingegen denken an freie Tage, schönes Wetter und Stau auf der Autobahn.
Ich halte es mit dem Auferstehen; nicht nur weil Frühling ist und das Leben aus der Erde wie neu ersteht. In unseren Klimazonen passt das allerdings sehr schön zum christlich verstandenen Ostergeschehen.
Vom frühen Morgen an
lief ich
durch alle Türen
auf einen armen
Juden
zu
und fiel
als die Nacht kam
in die Sonne.
Dieser Text der Dichternonne Silja Walter aus dem Kloster Fahr lässt etwas von Ostern ahnen. Um diesen Juden geht es nämlich. Mit etwa 30 Jahren begibt sich der Zimmermannssohn aus Nazareth für 40 Tage in die Wüste, um sich selbst zu finden. Und er findet sich. Er findet sich im Einklang mit seinem Gott. Von da an weiss er, was seine Aufgabe ist. Er zieht als besitzloser und machtloser Wanderprediger durchs Land.
In allem, was er lehrte und tat, war er umwerfend. Die einen folgten ihm. Radikal. Die anderen verfolgten ihn; sie bangten um ihren Einfluss, fühlten sich bedroht, in der eigenen Macht umgeworfen durch einen Machtlosen.
Der arme Jude Jesus endete am Kreuz. An dieses schauerliche Ende erinnern uns die Tage vor Ostern, die Kartage. Ostern ist die Wende, die Wende zum Leben, zum Auferstehen. Ist Jesus wirklich aus dem Grab erstanden?
Es wurde zur innersten Überzeugung seiner engsten Gefolgsleute: Aus dem Tod ersteht ein neues Leben. Eine neue, andere Existenz. Als Auferstandenen „erleben“ und „sehen“ und erfahren sie ihn.
Eine solche Erfahrung von auferstandenem Leben lässt sich nicht in Worte des Alltags kleiden, höchstens in bildstarke Geschichten. Diese werden zu Geschichten in den heiligen Schriften des Christentums:
Es gibt keinen endgültigen Untergang unserer eigenen Existenz. Das Leben ist stärker als der Tod.
Vom frühen Morgen an
lief ich
durch alle Türen
auf einen armen
Juden
zu
und fiel
als die Nacht kam
in die Sonne.
In die Ostersonne.
Sr.Ingrid Grave
April 2019