Adresse

Klosterweg 16, 7130 Ilanz
T +41 (0)81 926 95 00
info@klosterilanz.ch
www.klosterilanz.ch
Seite wählen

 

Unser Kloster hat keine Mauern

Zum Abschluss des 800-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums unse­res Ordens sprach Papst Fran­zis­kus in ein­drück­li­chen Wor­ten zu uns. In einer Welt, wie im Kar­ne­val berauscht, sei es unser beson­de­rer Auf­trag, dem Evan­ge­li­um Jesu Chri­sti treu zu die­nen in Wort und Tat. „Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt.” (Mt 5, 13–16) Die­ses Jesus­wort – heu­te in einer Gesell­schaft des Scheins, des Kon­sums und der aus­ge­las­se­nen Ober­fläch­lich­keit zu uns gespro­chen – lässt uns betrof­fen inne­hal­ten. Sind nicht alle Wer­te rela­tiv gewor­den? Sogar die Wahr­heit kommt geschminkt daher. Wir bewe­gen uns in der soge­nann­ten „flüs­si­gen Gesell­schaft“ (vgl. Zyg­munt Bau­mann). Die Men­schen suchen nach Fix­punk­ten in ihrem Leben. Sie erfah­ren sich oft wie aus ihrem „Koor­di­na­ten­sy­stem“ her­aus­ge­fal­len, ohne soli­de sta­bi­le Bezugs­punk­te für ihre Iden­ti­tät. Das müs­sen wir wahr­neh­men und wol­len es ein­ge­hen­der stu­die­ren. Wor­un­ter lei­den die Men­schen aktu­ell beson­ders? Ist es nicht der zwang­haf­te Druck von Wachs­tum, Inno­va­ti­on und Beschleu­ni­gung, die uns das kapi­ta­li­sti­sche Den­ken auf­ok­troy­iert? Die Angst vor den dra­ma­ti­schen Fol­gen unse­res Han­delns, das uns effek­tiv an unse­re exi­sten­ti­el­len Gren­zen bringt? Wir sehen den Kri­sen­zu­stand der Natur, unse­rer Erde, der Poli­tik, des Zer­falls gemein­schaft­li­cher Struk­tu­ren, schwin­den­der Soli­da­ri­tät unter den Völ­kern, sowie per­sön­li­che Sinn­kri­sen mit ihren Zukunftsängsten.

Mit die­sen Fra­gen haben wir uns an unse­rer Wei­ter­bil­dung am 5. Juni befasst, natür­lich auch im Kon­text des Evan­ge­li­ums. Wie kön­nen wir dem „Flüs­si­gen“ Kon­kre­tes ent­ge­gen­set­zen? Was sind die „guten Wer­ke“ in all dem Flüch­ti­gen, Unsi­che­ren und Kurz­le­bi­gen? Wir ste­hen erst am Anfang. Got­tes Hei­li­ger Geist wird uns hel­fen und erleuch­ten müs­sen. Sein Feu­er wird uns – zusam­men mit den vie­len Men­schen guten Wil­lens – ganz neu bele­ben müs­sen. Wie könn­ten wir sonst Salz der Erde und Licht der Welt sein?

Sr. Wil­hel­ma Kal­pers
Juli 2019