Corona im Kloster
«Corona im Kloster» ist auch in unserem Mutterhaus ein Alltagsthema. Bereits im März 2020 stellte das heimtückische Virus unsere Pläne auf den Kopf: Wir hatten mit Freude und Begeisterung das 50-jährige Jubiläum der Einweihung unserer Klosterkirche am 7. März vorbereitet. Kurzfristig sagten wir es ab, und die bereits geladenen Gäste begrüssten unsere Entscheidung.
Sr. Annemarie, unsere Generalpriorin, musste infolge der Ausbreitung der Infektion ihren Besuch bei den Mitschwestern in Brasilien abbrechen, nach Hause kommen und die angeordnete Quarantäne einhalten.
Zu Hause bleiben, Abstand halten, mittels Korrespondenz und Telefon in Kontakt bleiben, statt Besuche zu empfangen, all das war angesagt. Unsere Kirche blieb für auswärtige Personen geschlossen, die Eucharistie wurde für uns Schwestern ohne Kommunionempfang gefeiert. Diszipliniert haben wir die Regeln befolgt.
Eine Corona-Arbeitsgruppe, welcher verantwortliche Mitarbeitende und Schwestern angehörten, entschied fortlaufend über notwendige Massnahmen. Unterstützt durch den Konventsrat hat die Gruppe konkrete Pläne für einen möglichen Ernstfall vorbereitet. Es hat sich gelohnt. Denn am 10. November 2020 wurde eine an Fieber erkrankte Schwester positiv getestet. Im ersten Moment war die Nachricht für viele von uns gleichsam ein Schock. Doch das Krisenmanagement funktionierte und die Verantwortlichen organisierten besonnen und ruhig für uns 70 Schwestern die Quarantäne mit allem, was dazu gehört. Es war eine sehr grosse Anforderung, unter anderem auch, weil wir nur wenige Zimmer mit Nasszellen haben und einzelne betagte Schwestern individuell betreut werden mussten.
Unsere Mitarbeitenden, mit Unterstützung von Freiwilligen, bedienten uns in unseren Zimmern mit den Mahlzeiten und sorgten für das Lebensnotwendige. Durch eine Telefonkette im Haus pflegten wir die Kontakte untereinander. Ein Tagesplan mit den gemeinsamen Gebetszeiten und einem Bewegungsprogramm gaben eine Tagesstruktur vor. Diese wurde sehr geschätzt und vermittelte den Schwestern eine gewisse Sicherheit und förderte die Verbundenheit untereinander. Aus dem Büro von Sr. Annemarie erreichten uns täglich schriftliche Informationen. Als kurz nach der beendigten Quarantäne eine weitere Schwester an Corona erkrankte, wurden wir alle getestet. Tatsächlich war nochmals eine Schwester vom Virus befallen. Flexibilität war und ist weiterhin von uns Schwestern und Mitarbeitenden verlangt. Den erforderlichen Massnahmen fügen wir uns nach wie vor, weil sie zum gegenseitigen Schutz sind und einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass das Virus sich nicht ausbreitet.
Wir wissen: Corona ist noch nicht vorbei. Sie führt uns vor Augen, wie unsere menschliche Macht begrenzt ist. Weltweit hat die Pandemie grosse Not verursacht und die Lebensfreude und den Lebensmut vieler Menschen gelähmt. Mit unserer Anteilnahme und unserem Mitgefühl sind wir mit den notleidenden Menschen verbunden. Wir hoffen und beten, dass Gottes Liebe und Erbarmen weltweit die Menschen aufrichtet und mit neuer Zuversicht erfüllt.
Sr. Maria Esther Küttel