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Dreimal Josef

Zum ersten: Das Josefsjahr

Vor 150 Jah­ren hat Papst Pius IX. den hei­li­gen Josef zum Schutz­pa­tron der katho­li­schen Kir­che erho­ben. Das hat Papst Fran­zis­kus bewo­gen, ein Jahr des hei­li­gen Josef aus­zu­ru­fen. Doch ein wei­te­rer und wohl auch tie­fer lie­gen­der Grund lässt sich erken­nen in der Aus­sa­ge des Pap­stes, sei­ne per­sön­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit der Pan­de­mie Covid-19 habe zu die­ser Ent­schei­dung geführt. War­um?
Josef, der Zieh­va­ter Jesu, war ein Mann im Schat­ten des bibli­schen Gesche­hens. Sein Beruf weist ihn aus als Arbei­ter, der als Zim­mer­mann nie ins Ram­pen­licht der Tages­er­eig­nis­se getre­ten ist. Er tut sei­ne Pflicht. Träu­me, die in der Nacht an die Ober­flä­che sei­nes Bewusst­seins gelan­gen, füh­ren ihn am Tag zu weit­rei­chen­den Ent­schei­dun­gen. Ein Bei­spiel dafür ist die Annah­me sei­ner schwan­ge­ren Ver­lob­ten Maria. Er sieht sich nicht als Vater des Kin­des. Nach bibli­scher Aus­sa­ge stammt das Kind vom Hei­li­gen Geist. Josef nimmt die schwan­ge­re Frau zu sich, wozu ihn der Traum ermu­tig­te, und gilt fort­an als Nähr­va­ter Jesu. Im bibli­schen Text bleibt er im Schat­ten der Ereignisse.

Hier schlägt Papst Fran­zis­kus einen Bogen zur Pan­de­mie. Er gedenkt der arbei­ten­den Men­schen, die sich auf­rei­ben in der Pfle­ge der Kran­ken, ohne von der Öffent­lich­keit gese­hen zu wer­den. Es sind nicht nur Ärz­te und Ärz­tin­nen, son­dern auch Män­ner und Frau­en im Dienst der Rei­ni­gung, Ange­stell­te in Ein­kaufs­zen­tren und in öffent­li­chen Dienst­lei­stungs­be­trie­ben. Sie alle tun ihre Pflicht und blei­ben weit­ge­hend im Schat­ten auf­re­gen­der Tagesereignisse.

 

 

Zum zweiten: Bischof Joseph von Chur

Bis zu sei­ner Ernen­nung ist Joseph Maria Bonn­emain wenig von der Öffent­lich­keit wahr­ge­nom­men wor­den, gilt aber als geschätz­ter Seel­sor­ger und als pflicht­be­wuss­ter, zuver­läs­si­ger Arbei­ter in sei­nen jewei­li­gen Zustän­dig­keits­be­rei­chen. Schon bald nach sei­ner Ernen­nung liess er ver­neh­men, dass er auf ein übli­ches Bischofs­wap­pen ver­zich­ten wer­de. Er liebt offen­bar das beschei­de­ne Auf­tre­ten in Ver­mei­dung äus­se­rer Auf­fäl­lig­kei­ten.
Die Bischofs­wei­he in der Kathe­dra­le Chur fin­det am 19. März statt, am kirch­li­chen Gedenk­tag des hei­li­gen Josef. Die Covid-19 Pan­de­mie lässt kei­ne auf­wän­di­ge Fei­er zu.
Auf den „Arbei­ter Bonn­emain“ war­tet ein enor­mes Pen­sum Arbeit. Er ist zwar kein Zim­mer­mann wie sein Namens­pa­tron, aber die Men­schen sei­ner Diö­ze­se und dar­über hin­aus sehen ihn als Brücken­bau­er über die vie­len Grä­ben, die sich in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten in der Diö­ze­se Chur auf­ge­tan haben.
Wir Schwe­stern von Ilanz wün­schen ihm dazu den Segen Got­tes und die Durch­hal­te­kraft des hei­li­gen Josef.

 

Zum dritten: Das Institut St. Joseph

Am Anfang unse­rer Klo­ster­ge­schich­te im Jahr 1865 stand die Absicht, eine reli­gi­ös gepräg­te Frau­en­ge­mein­schaft für sozia­le Wer­ke zu grün­den. Weil damals der Klo­ster­ar­ti­kel der Schwei­ze­ri­schen Bun­des­ver­fas­sung sol­che Neu­grün­dun­gen ver­bot, wur­de in Ilanz ein zivil­recht­li­cher Ver­ein gegrün­det zum Zweck, Kran­ke zu pfle­gen, die Jugend zu leh­ren und zum Woh­le der Men­schen zu wir­ken. Im Zusam­men­hang mit dem Anschluss an den Domi­ni­ka­ner­or­den kam es zu einer bedeu­ten­den Namens­än­de­rung unse­rer Gemein­schaft. Im Han­dels­re­gi­ster des Kan­tons Grau­bün­den ist 1898 zu lesen, dass „der Ver­ein unter der Fir­ma Gesell­schaft von der gött­li­chen Lie­be“ eine Sta­tu­ten­än­de­rung und eine Namens­än­de­rung vor­ge­nom­men habe. Neu im Han­dels­re­gi­ster ist er ein­ge­tra­gen als “Con­gre­ga­ti­on vom hl. Joseph“.
Die Ver­eins­mit­glie­der, also die Schwe­stern, hat­ten sich ein­deu­tig für die Bezeich­nung „Insti­tut St. Joseph“ ent­schie­den. So fin­den Sie uns bis heu­te im Han­dels­re­gi­ster.
Was war den Schwe­stern eigent­lich so wich­tig in ihrer Wahl für den hei­li­gen Josef als Namen­ge­ber?
In einem Wer­be­pro­spekt der Fünf­zi­ger­jah­re des 20. Jahr­hun­derts heisst es: Das Insti­tut trägt die­sen Namen, „weil die Schwe­stern die­sen Hei­li­gen als Patron und Vor­bild ihres Lebens erwählt haben“ mit der Begrün­dung, der hei­li­ge Josef habe „das beschau­li­che und täti­ge Leben auf vor­treff­li­che Wei­se in sich ver­ei­nigt“.
Als Gemein­schaft haben wir uns 1894 dem Domi­ni­ka­ner­or­den ange­schlos­sen. Dem steht der hei­li­ge Josef kein biss­chen im Wege. Im Gegen­teil: Der hei­li­ge Domi­ni­kus war eben­falls ein Mensch, der sei­ne Tat­kraft aus der Beschau­lich­keit, der Betrach­tung des bibli­schen Wor­tes und der Medi­ta­ti­on schöpf­te.
Sr. Ingrid Grave