Brasilien, wie es weiterging
Die Schwestern wendeten sich bald dem verarmten brasilianischen Bevölkerungsteil zu. Dieses Engagement wird heute von einheimischen Schwestern geleitet und fortgeführt. Dank der Möglichkeit von Videokonferenzen konnte eine der verantwortlichen brasilianischen Mitschwestern nun auch enger in die Leitung der Gesamtgemeinschaft eingebunden werden.
Dies ist Sr. Maria José de Sousa Brito. Wir haben ihr einige Fragen gestellt.
In diesem Jahr feierst du deine silberne Profess, das heisst: vor 25 Jahren hast du deine ersten Gelübde in unserer Kongregation abgelegt. Wo liegen für euch Schwestern in Brasilien heute die Schwerpunkte eures Wirkens?
In Brasilien liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit im sozialen Bereich. Wir arbeiten mit Kindern und Jugendlichen und somit auch mit deren Familien. Unsere sozialen Projekte dienen vor allem Menschen, die sich in einer prekären Situation befinden und ein soziales Risiko darstellen. Dies ist der Schwerpunkt unserer Aktivitäten.
Seit November gehörst du zur Leitung der Kongregation. Welche Hoffnung verbindet dich mit der Zukunft unserer Schwesterngemeinschaft?
Wenn ich über unsere Zukunft nachdenke, ist eine meiner Hoffnungen, dass wir als Ilanzer Dominikanerinnen darin wachsen können, uns gegenseitig zu helfen, uns angesichts der Herausforderungen zu ermutigen und unsere Grenzen kreativ zu akzeptieren. Das heisst für mich, aus der Realität unserer Kongregation heraus unseren Blick weiten, nach neuen Wegen suchen, um unser Charisma und unsere Sendung zu leben.
Wo siehst du heute den besonderen Sinn in deinem Leben und Wirken als Ordensfrau?
Als Ordensfrau in der Nachfolge Jesu sehe ich einen besonderen Sinn in meinem Leben, wenn ich für die Menschen da bin, vor allem für die Armen und jene, die in Not sind. Es geht nicht so sehr um Protagonismus, sondern um Präsenz, Zuhören, Empathie und Solidarität. Ich erlebe dies in meiner Arbeit bei SOAMPARO, wenn sich Familien an uns wenden, die auf der Suche nach einer Wohnung sind. Dasselbe gilt aber auch in der pastoralen Arbeit in unserer Pfarrei in Paranapanema.
Wie können heute junge Menschen in Brasilien für ein Ordensleben begeistert werden?
Wir leben in einer Realität gegenseitiger Entfremdung. Das schwächt die jungen Menschen. Soziale Netzwerke und die verschiedenen Technologien können die Frage nach einem größeren Sinn des Lebens nicht beantworten. Ich glaube, dass ein gottgeweihtes Leben, das in seinem Sein und Handeln Leichtigkeit und Freude ausstrahlt, die Jugend inspirieren kann. Vielleicht wird der junge Mensch nicht einmal unser Leben verstehen, aber sicherlich wird es seine Neugierde wecken. Die Frage ist: Leben wir unser Ordensleben auf diese Weise?
Was hat dich damals als junge Frau angezogen, in unsere Gemeinschaft einzutreten?
Als ich vor 31 Jahren im Nordosten Brasiliens den Dominikanerinnen begegnete, war eines der ersten Dinge, die mir auffielen, ihre Einfachheit. Ein weiterer Aspekt war die Präsenz der Schwestern bei den Menschen, wo sie in verschiedenen pastoralen Diensten tätig waren. Als ich das Charisma und das Leben der Schwestern besser kennenlernte, fühlte ich mich zu diesem Lebensstil hingezogen. Ich erkannte darin meine Berufung zur Ordensfrau.
Vielen Dank, Sr. Maria José, für das Gespräch.